Gehhilfen: Praktische Mobilitätshelfer im Alltag

Geringer Aufwand – große Wirkung: Die meisten Gehhilfen sind nur wenige Kilo schwer, bewirken für körperlich eingeschränkte Personen aber einen großen Unterschied in ihrer selbstbestimmten Alltagsgestaltung.©pressfoto | Freepik.com


1. Was versteht man unter einer Gehhilfe und für wen ist der Gebrauch sinnvoll?

2. Welche Gehhilfen gibt es und worin bestehen ihre Vor- und Nachteile?

2.1. Handstöcke / Gehstöcke / Spazierstöcke

2.2. Mehrfußgehhilfen

2.3. Gehgestell / Gehbock

2.4. Unterarmstütze / Krücke

2.5. Wanderstöcke

3. Welche Kosten sind mit der Investition in eine Gehhilfe verbunden?

4. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für meine Gehhilfe?

5. Welche gesundheitlichen Voraussetzungen sind für die Kostenübernahme der Gehhilfe durch die Krankenkasse erforderlich?

6. Welches Zubehör von Gehhilfen wird von den Krankenkassen übernommen?

7. Woran erkenne ich eine qualitativ hochwertige Gehhilfe?


1. Was versteht man unter einer Gehhilfe und für wen ist ihr Gebrauch sinnvoll?

Unter dem Begriff der Gehhilfe versteht man eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verbesserung der Mobilität im Alltag gezählt, darunter fallen zum Beispiel Gehstöcke, Gehgestelle und Wanderstöcke. Sie verhelfen während des Lauftrainings sowie in Folge einer Operation oder Verletzung zu mehr Gleichgewicht und dienen als Stütze bei körperlicher Einschränkung oder Schwäche im Alter. Folglich können sie nicht nur körperlich bedingte Schwierigkeiten, sondern auch Balanceprobleme ausgleichen. Ziel bei der Verwendung ist daher die Sicherheit innerhalb und außerhalb der eigenen vier Wände und die daraus resultierende Minderung eines Verletzungsrisikos.

2. Welche Gehhilfen gibt es und worin bestehen ihre Vor- und Nachteile?

 

2.1. Handstöcke / Gehstöcke / Spazierstöcke

Die wohl einfachste Variante, um die eigene Mobilität effektiv zu unterstützen, ist ein Gehstock: Handstöcke bzw. Gehstöcke bestehen meist aus massivem Holz, Aluminium oder Metall und sind mit flexiblem und rutschsicherem Gummi ausgestattet. Zudem weisen sie einen ergonomischen Handgriff auf, der insbesondere bei häufigem Gebrauch Entlastung für das Handgelenk bietet. Zudem gibt es Gehstöcke mit Unterarmgehstützen, im alltäglichen Sprachgebrauch auch unter dem Begriff Krücke bekannt, die die Stabilisation durch eine Schiene für den Unterarm zusätzlich fördern. Eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Stocks bildet im Übrigen die Vierfußgehilfe, die anstelle eines einzigen Aufsatzpunktes über vier Füße verfügt.

Im Vergleich zu einem Gehstock, steht bei einem Spazierstock die Optik im Vordergrund - beide Gehhilfen sorgen aber für mehr Stabilität beim Gehen und Stehen.

Vorteile:

Es ist möglich, den Gehstock durch eine Höhenverstellung individuell an die Körpergröße des Nutzers anzupassen. Der Gehstock kann sowohl im Innen- als auch im Außenbereich zum Einsatz kommen. Er eignet sich daher insbesondere für diejenigen Personen, die zwar ohne größere Probleme gehen können, zeitweise aber mit Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen haben. Der Erwerb dieser Gehhilfen erfolgt schnell und unkompliziert im Fachhandel, ist aber auch online möglich.

Nachteile:

Möglicherweise bietet der Gehstock auf glatten Böden nur wenig Halt – ein Grund mehr, beim Erwerb besonders auf Rutschsicherheit zu achten! Zudem kann eine einseitige Belastung durch die Verwendung eines Gehstocks langfristig zu Rückenproblemen führen. Betroffene wie auch deren Angehörige erleben den Gehstock häufig als Stolperfalle, weshalb eine sorgfältige Verstauung bei Nichtgebrauch empfehlenswert ist.

2.2. Mehrfußgehhilfen

Bei einer Mehrfußgehhilfe handelt es sich um einen Gehstock mit drei, vier oder fünf Standfüßen, die mittels eines Griffrohrs verschweißt sind. Wie der zuvor beschriebene Gehstock besteht auch eine Mehrfußhilfe meist aus Leichtmetall oder Aluminium.

Vorteile:

Im Gegensatz zur gängigen Gehhilfe bietet die Mehrfußgehhilfe eine größere Standfestigkeit. Im Zuge dessen hält sie eine höhere Belastung aus.

Nachteile:

Zwar hält die Mehrfußgehhilfe einer höheren Belastung Stand, dadurch verfügt sie allerdings auch über ein höheres Gewicht. Diese Gehhilfe eignet sich insbesondere für den Einsatz auf glatten und ebenen Oberflächen und ist deshalb eher für den Innenbereich konzipiert. Im Außenbereich sollten Betroffene nach einer Alternative suchen, die mehr Sicherheit gewährt.

2.3. Gehgestell / Gehbock

Ein Gehbock ist ein stabiles Gehgestell aus Leichtmetall. Er besitzt vier Standfüße, die in der Regel mit Gummipuffern versehen sind. Handgriffe erlauben dem Nutzer, das Gestell in Bewegung zu setzen. Auf diese Weise erfährt er bei jedem Schritt eine Unterstützung, die Stabilität garantiert. Die Fortbewegung erfolgt durch das Hochheben und Wiederaufsetzen des Gestells. Da der Gehbock auf diese Weise jeden Schritt begleitet, bietet er sowohl beim Gehen als auch beim Stehen Stabilität und Sicherheit.

Vorteile:

Insbesondere für Personen, die unter Gleichgewichtsproblemen leiden, stellt der Gehbock eine große Hilfe dar, denn im Vergleich zum Rollator kann dieser nicht wegrollen. Dank der vier Füße behält der Nutzer auch beim Stehen einen festen Stand.

Nachteile:

Um sich gemeinsam mit einem Gehbock zu bewegen, ist ein erhöhter Kraftaufwand erforderlich, da das Gestell bei jedem Schritt angehoben werden muss. Zwar ist ein Gehbock mit einem Gewicht von zwei bis drei Kilogramm eine verhältnismäßig leichte Mobilitätshilfe – für Personen mit wenig Kraft, stellt die Bewegung trotzdem eine Herausforderung dar. In diesem Kontext ist der Gehbock in der Regel für das Zurücklegen von kürzeren Strecken vorgesehen.

2.4. Unterarmstütze / Krücke

Bei einer Unterarmgehstütze, häufig auch Krücke genannt, handelt es sich um eine Gehhilfe, bei der zusätzlich zu einem normalen Handgriff eine Schiene für den Unterarm angebracht ist, um die Stabilität und das Gleichgewicht des Nutzers zu fördern. Die Höhe der Krücke ist durch einen Federknopfmechanismus oder durch Schrauben verstellbar und so an die Körpergröße des Benutzers anpassbar. Diese Art der Gehstütze ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich – so spielt es beispielsweise eine Rolle, ob der Nutzer Rechts- oder Linkshänder ist. Ebenso gibt es unterschiedlich geformte Handgriffe, verschiedene Farben sowie die Möglichkeit, die Gehhilfe durch Falten platzsparend zu verstauen. Geht es darüber hinaus darum, Hände, Handgelenke und/oder Ellenbogen zu entlasten, kommt womöglich auch eine Achselstütze in Frage.

Vorteile:

Die Unterarmstütze einer Krücke verhindert das Umkippen oder Abkippen der Gehstütze unter großer Last. Die Stütze bestehen aus Rohren aus Leichtmetall oder Aluminium und sind mit leichten, flexiblen, rutschsicheren Laufgummis ausgestattet, zudem ist die Höhe der Krücken meist verstellbar. Diese Gehhilfe unterstützt beim selbstständigen Gehen, fördert auf diese Weise also die Mobilität und bietet zugleich Sicherheit während des Bewegungsablaufs.

Nachteile:

Bei der Benutzung einer oder gar zwei Unterarmstütze(n) hat der Nutzer keine Hand mehr frei, um Gegenstände zu transportieren, Dinge zu greifen oder zu ertasten. Bei der Verwendung einer Krücke besteht wiederum die Gefahr, dass wegen einer einseitigen Neigung Haltungsprobleme und Rückenbeschwerden auftreten können. Deshalb ist es ratsam, diese Form der Gehstütze nur für einen begrenzten Zeitraum zu verwenden und sich bei einem langfristigen Bedarf nach einer Alternative umzuschauen.

2.5. Wanderstöcke

Vor einigen Jahrzehnten war der Wanderstock ein Ast aus Steinweichsel- oder Haselnussholz. Eine Metallspitze sollte für der Abnutzung schützen. Heute dienen Wanderstöcke ebenfalls der sportlichen Unterstützung beim Wandern, Bergsteigen oder Nordic Walking. Der Unterschied? Moderne Wanderstöcke sind meist aus Carbon oder Aluminium gefertigt. Stöcke aus Carbon sind im Gegensatz zu Aluminiumstöcke etwas leichter im Gewicht und teurer im Preis.

Vorteile:

In einem unebenen Terrain können die Wanderstöcke für zusätzliche Trittsicherheit sorgen und die Balance verbessern. Zudem entlasten die Stöcke die Kniegelenke bei Abstiegen. In der richtigen Länge – der Stock sollte nur etwas höher als die Hüfte sein – sorgen sie zudem für einen aufrechten Gang: Rücken- und Schulterschmerzen können so bei längeren Spaziergängen und Wanderungen vorgebeugt werden.

Nachteile:

Bei einem Sturz im Gelände haben die Nutzer meist keine Hand frei, um sich abzustützen. Daher ist es empfehlenswert, gerade auf unebenen Flächen die Handschlaufen des Stocks nicht zu benutzen. Auf diese Weise bleibt mehr Flexibilität, um sich mit den Händen abzufangen. Im Übrigen gibt es bei Wanderstöcke nennenswerte Qualitätsunterschiede. Vor dem Kauf ist es daher ratsam, sich über die unterschiedlichen Anbieter, Preise und die Verarbeitung der Stöcke zu informieren, um das Preis-Leistungs-Verhältnis der verschiedenen Angebote miteinander vergleichen zu können.

3. Welche Kosten sind mit der Investition in eine Gehhilfe verbunden?

So groß das Angebot an Mobilitäs- und Gehhilfen, so unterschiedlich hoch können die Kosten für die verschiedenen Modelle ausfallen. Einen ersten Richtwert für die Preise der jeweiligen Gehhilfe veranschaulicht die folgende Auflistung:

Art der Gehhilfe

Handstock

Mehrfußgehhilfe

Gehgestell

Krücke

Wanderstöcke

Kosten

Ab 30 Euro

Ab 20 Euro

Ab 50 Euro

Ab 20 Euro

Ab 40 Euro

Besteht eine medizinische Notwendigkeit im Hinblick auf die Benutzung einer Gehhilfe, übernimmt die Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten. So ist beispielsweise im Vorfeld ein Gespräch mit dem eigenen Hausarzt erforderlich, der die jeweilige Gehhilfe empfiehlt und unter der Angabe relevanter Gründe verschreibt. In diesem Zusammenhang muss der Betroffene lediglich eine Zuzahlung von maximal zehn Euro leisten. Zusätzliche Funktionen der Gehhilfe, die über den vom Arzt beschriebenen Grundbedarf hinausgehen, muss der Patient selbst tragen. Gehhilfen sind in Apotheken, Sanitätshäusern oder in diversen Online Shops zu erwerben.

4. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für meine Gehhilfe?

Gehhilfen erleichtern bei eingeschränkter Mobilität den Alltag und steigern die Lebensqualität. Dennoch kann sich nicht jeder eine Mobilitätshilfe leisten. Darauf verzichten müssen Betroffene trotzdem nicht: Krankenkasse übernehmen die Kosten, wenn eine vom Arzt bescheinigte Gehbeeinträchtigung bzw. medizinische Notwendigkeit besteht.

Grundsätzlich ist die Kostenübernahme für Hilfsmittel durch die gesetzliche Krankenversicherung nur dann möglich, wenn die Produkte auch im Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkasse gelistet sind. Hilfsmittel wie zum Beispiel Gehstöcke und Gehgestelle, die bei der Beeinträchtigung der Mobilität oder Schädigungen der Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit als Hilfe und Unterstützung eingesetzt werden, fallen daher in die Kostenübernahme durch die Kasse. Ist das Hilfsmittel ärztlich verordnet worden, müssen Betroffene bei der Krankenkasse lediglich eine Zuzahlung von zehn Euro leisten.

5. Welche gesundheitlichen Voraussetzungen sind für die Kostenübernahme der Gehhilfe durch die Krankenkasse erforderlich?

  • Kostenübernahme beim Gehstock: Wenn eine Beeinträchtigung der Mobilität vorliegt oder eine Einschränkung im Gleichgewicht bei ausreichend erhaltener Gehfähigkeit und Koordination besteht, werden die Kosten für einen Gehstock zur Erhaltung, Förderung oder Entlastung des Gehens von der Krankenkasse übernommen.

  • Kostenübernahme bei einer Mehrfuß-Gehhilfe: Erleben Betroffene eine Beeinträchtigung der Mobilität bei einer Schädigung des Gleichgewichts bei ausreichend erhaltener Gehfähigkeit und Koordination sowie einer zusätzlichen Beeinträchtigung der Standsicherheit, übernimmt die Krankenkasse die Kosten, wenn diese der Erhaltung, Förderung oder Sicherung und teilweisen Entlastung des Gehens dienen.

  • Kostenübernahme beim Gehgestell: Die Kosten von einem Gehgestell werden übernommen, wenn eine Beeinträchtigung der Mobilität durch Schäden der Bewegung, der Koordination oder des Gleichgewichts bei einer noch ausreichend erhaltener Reststehfähigkeit vorhanden , die Nutzung anderer Gehhilfen jedoch nicht ausreichend ist.

  • Kostenübernahme beim Unterarmkrücke: Damit die Kasse die Kosten für eine Krücke übernimmt, muss eine erhebliche Beeinträchtigung der Mobilität oder Schädigungen der Bewegung und des Gleichgewichts bei ausreichend erhaltener Gehfähigkeit und Koordination beim Arzt vorgewiesen werden.

Bei manchen Hilfsmitteln werden von den Krankenkassen Schulungen angeboten, die einem den richtigen Umgang mit der Gehhilfe demonstrieren. In diesem Kontext trägt die Krankenkasse sowohl die Kosten für die Schulungen als auch die Kosten für das Hilfsmittel selbst.

6. Übernimmt die Krankenkasse auch die Kosten für das Zubehör meiner Gehhilfe?

Neben dem eigentlichen Hilfsmittel kommt die Krankenkasse unter Umständen auch für die Kosten für bestimmtes Zubehör von Hilfsmittel auf. Dazu zählen:

Stockpuffer:

Stockpuffer stellen einen standsicheren Kontakt zwischen Gehstütze bzw. Gehstock und dem Untergrund her. Sie bestehen meist aus Gummi und unterscheiden sich nur geringfügig in Form und Optik. Das Material ermöglicht es, dass die gesamte Fläche des Stockpuffers auch auf schrägen Unterlagen ganzflächig aufliegen kann. Somit erhöhen sie die Standsicherheit des Nutzers und sorgen für mehr Sicherheit.

Spezialstockpuffer:

Neben den normalen Gummistockpuffern gibt es auch Spezialprodukte, die für verschiedene Anwendungsbereiche eingesetzt werden können. So gibt es Stockpuffer, die speziell für die Bewegung auf Schnee und Eis zum Einsatz kommen. Die Bodenauflagefläche ist dabei so gestaltet, dass sie sich dem Boden anpasst und auf diese Weise ein Ausrutschen verhindert. Darüber hinaus ist es möglich, bei eisigem Untergrund entsprechende "Eispickel" oder Spikes an die Gehilfen anzubringen, die für eine Verbesserung der Geh- und Stehsicherheit bei besonderen Witterungsbedingungen sorgen.

7. Woran erkenne ich eine qualitativ hochwertige Gehhilfe?

Unabhängig davon, welche Gehhilfe für den jeweiligen Bedarf in Frage kommt – sie sollte immer bestimmte Kriterien erfüllen. Grundsätzlich sollte eine Gehhilfe ein bequemes und sicheres Laufen ermöglichen. Um dies herauszufinden gilt es, den Preis, das Material, die Maße und in manchen Fällen die Möglichkeit der Verstellbarkeit, das Gewicht, die maximale Belastbarkeit sowie die Möglichkeit des Faltens zu hinterfragen. Daraus resultiert bereits eine höhere Wahrscheinlichkeit, das optimale Modell zu erhalten und die Basis, mit der Benutzung langfristig zufrieden zu sein.

  • Die Höhe: Damit das Modell genau auf die körperlichen Bedürfnisse des Nutzers einzustellen, sollte die Gehhilfe in ihrer Höhe verstellbar sein.

  • Das Gewicht: Je mehr Gewicht bewegt werden muss, desto schwieriger wird es für den Nutzer, die Gehhilfe zu bewegen.

  • Komfort: Für eine komfortable Nutzung sind zudem ergonomische Griffe wichtig. Dies bietet vor allem für Personen mit Arthrose den Vorteil, die Gehhilfe über einen längeren Zeitraum und ohne Beschwerden in den Handgelenken wegen zu können.

  • Sicherheit: Gehilfen sollten regelmäßig gewartet werden. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Gehhilfe von der Krankenkasse übernommen, kommt sie auch für die Wartung auf. Diese wird in der Regel dort realisiert, wo die Gehhilfe erworben wurde.


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