Assistenzsysteme im Alltag: Kleine Elemente mit großer Wirkung

Ob beim Autofahren, in der Informationstechnik oder bei Freizeitaktivitäten, wie beispielsweise in Form einer digitalen Uhr oder eines Tablets – Intelligente Assistenzsysteme bieten eine große Vielfalt an unterstützenden Funktionen im Alltag. Auch für ältere oder pflegebedürftige Menschen gibt es Produkte und Dienstleistungen, die vor allem die Aspekte der Sicherheit, Gesundheit und Unabhängigkeit in den Vordergrund rücken.

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1. Was sind Assistenzsysteme?

2. Wie können intelligente Assistenzsysteme unterstützend zum Einsatz kommen?

2.1. Intelligente Assistenzsysteme zur Gefahrenprävention

2.2. Automatische Gerätesteuerung

2.3. Gesundheit und Wohlbefinden

3. An welchen Stellen im Haushalt werden Assistenzsysteme eingesetzt?

4. Wie gestalten sich die Installation und die Bedienung von AAL-Systemen?

5. Mit welchen Kosten ist die Installation von Assistenzsystemen verbunden?

6. Welche rechtlichen Regelungen im Hinblick auf den Datenschutz sind bei dem Erwerb von Assistenzsystemen zu berücksichtigen?


Ältere Menschen möchten ihren Alltag so unabhängig, flexibel und mobil wie möglich gestalten. Lassen diese Eigenschaften jedoch alters- und/oder krankheitsbedingt nach, können intelligente Assistenzsysteme zu einer sicheren und zufriedenstellenden Lebensgestaltung beitragen. Während in diesem Kontext einerseits häufig der Spagat von Autonomie und Kontrolle in Frage gestellt wird, erleben Nutzer von Assistenzsystemen in verschiedenen Anwendungsbereichen eine Bereicherung an unterstützenden Funktionen bei den alltäglichen Herausforderungen.

1. Was sind Assistenzsysteme?

Im Englischen unter den Begriffen „Ambient Assisted Living-" Technologien (kurz: AAL) bekannt, fördern intelligente Assistenzsysteme ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden und ermöglichen es älteren Menschen mithilfe verschiedener Produkte, Dienstleistungen und Konzepte, länger zu Hause wohnen zu können. Demnach werden Assistenzsysteme mit einem autonomen und unabhängigen Leben in Verbindung gebracht.

So kommen intelligente Hilfe- und Komfortsysteme für den Wohnraum älterer Menschen zum Einsatz, wenn sich erste körperliche oder mentale Einschränkungen bemerkbar machen. Bei zunehmender Vergesslichkeit oder Unsicherheit auf den Beinen kann man sich die Unterstützung der Systeme als intelligente technische Assistenten vorstellen, die die Signale individuell eingesetzter Sensoren verarbeiten und auf diese Weise vor Gefahren in der Wohnung warnen oder im Notfall Angehörige oder einen Pflege- bzw. Notdienst informieren können.  

Auf diese Weise dienen sie nicht nur der älteren Generation als Bereicherung in der Alltagsgestaltung, sondern bieten auch Angehörigen eine Alternative, wenn eine persönliche Betreuung nicht rund um die Uhr möglich und zugleich ein Auszug aus der vertrauten Umgebung noch nicht erforderlich ist. So können sich beispielsweise berufstätige Angehörige mit Hilfe verschiedener Systeme über das Wohlergehen der Verwandten erkundigen.

2. Wie können intelligente Assistenzsysteme unterstützend zum Einsatz kommen?

Aus dem Einsatz von Assistenzsystemen ergeben sich in vielerlei Hinsicht Vorteile für betreuungsbedürftige Personen und deren Angehörige: Grundsätzlich verfolgen sie das Ziel, ältere Menschen bei der Gestaltung eines sicheren und altersgerechten Wohnumfeldes zu unterstützen. Beispielsweise können sie Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und auf unterschiedliche Art und Weise dagegen vorgehen. So ist es möglich, auf Wunsch oder in einer bedenklichen Situation Angehörige oder einen Pflegedienst zu benachrichtigen. Die technischen Möglichkeiten gehen jedoch weit über eine reine Notruf-Funktion hinaus.

Assistenzsysteme wirken sich auch indirekt auf das Wohlempfinden der Bewohner aus: Weil sie den langfristigen Verbleib in den eigenen Wänden erlauben, kann das vertraute Wohnumfeld die Selbstständigkeit sowie die Zufriedenheit älterer Menschen aufrecht erhalten und fördern: Je selbstständiger eine Person, desto geringer ist in Zukunft die Wahrscheinlichkeit eines erhöhten pflegerischen Aufwandes. All das ermöglichen eine Vielzahl an individuell einsetzbaren Assistenzsystemen.

2.1. Intelligente Assistenzsysteme zur Gefahrenprävention

Viele Assistenzsysteme sind mit Sensoren ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, unterschiedliche Szenarien im Haushalt zu analysieren und so Gefahrensituationen zu erkennen. So können sie beispielsweise feststellen, ob jemand für längere Zeit in der Wohnung inaktiv war. Dazu nehmen Sensoren in Bodenbelägen oder Matratzen wahr, ob eine Person für längere Zeit aufgrund eines Sturzes auf dem Boden oder wegen Unwohlsein im Bett liegt. Darüber hinaus können Sensoren an verschiedenen Stellen innerhalb des Hauses angebracht sein, wie beispielsweise in der Dusche, an den Decken und Wänden. Aus der Bewegungslosigkeit schließen sie eine Veränderung des gesundheitlichen Zustandes, weshalb sie in Folge dessen Angehörige oder einen Pflegedienst benachrichtigen.

2.2. Automatische Gerätesteuerung

Neben der Gefahrenprävention bieten Assistenzsysteme verschiedene Möglichkeiten der Beleuchtungs-, Raumtemperatur- und Rollladensteuerung. Entsprechend der Gewohnheiten des Bewohners können jeweilige Einstellungen vorgenommen, um automatisch Lampen, die Heizung sowie Elektrogeräte ein- und auszuschalten.

Außerdem bemerken AAL-Systeme, ob im Bad das Wasser überläuft, die Haustür für eine längere Zeit offensteht, der Herd ungewöhnlich lange angeschaltet ist oder sich Rauch in der Wohnung entwickelt.

2.3. Gesundheit und Wohlbefinden

Mithilfe von Sensoren am Körper sind Assistenzsysteme in der Lage, aussagekräftige Daten über den Gesundheitszustand des Bewohners zu sammeln. Beispielsweise lässt sich auf diese Weise die Atem- und Herzfrequenz überwachen. AAL-Systeme können zudem an eine bevorstehende Einnahme von Medikamenten erinnern und bemerken, wie oft und zu welcher Tageszeit die Tablettenbox geöffnet wird. Falls dies nicht mit dem zuvor eingestellten Medikamentenplan übereinstimmt, folgt auch hier ein Hinweis.

3. An welchen Stellen im Haushalt werden Assistenzsysteme eingesetzt?

Assistenzsysteme können in den verschiedensten Bereichen im Haushalt eingesetzt werden. Meist sind sie mit speziellen Sensoren ausgestattet, die typische Gefahrensituationen aufspüren oder darauf aufmerksam machen. So lassen sich Sensoren beispielsweise an folgenden Stellen platzieren:

  • Steckdose: Der Sensor registriert das Ein- und Ausschalten elektrischer Geräte in Innenräumen und nimmt wahr, ob ein Gerät möglicherweise ungewöhnlich lange ein- oder ausgeschaltet ist.
  • Rauch- und Gasmelder: Sobald der Sensor Rauch oder Gas wahrnimmt, warnt er die Einwohner des Hauses.
  • Thermostat: Steigt die Umgebungstemperatur, löst ein Sensor ein Signal aus.
  • Türen und Fenster: Ist eine Tür oder ein Fenster ungewöhnlich lange geschlossen oder geöffnet, macht sich das Assistenzsystem auch hier bemerkbar.
  • Wasserhahn: Sensoren sind an denjenigen Stellen angebracht, die nass werden, sobald das Wasser überläuft.
  • Herd: Die Sensoren reagieren, wenn der Herd zu lange eingeschaltet ist.
  • Schlafzimmer: Sensoren am Bett oder in der Matratze nehmen wahr, wie lange jemand im Bett liegt.
  • Fußboden: Am Boden integrierte Sensoren erkennen und analysieren das Bewegungsverhalten von Personen.
  • Bewegungssensoren: Diese Sensoren erkennen Bewegungen in den einzelnen Räumen.
  • Hausnotruf: Mit einem Notrufknopf können Menschen aktiv um Hilfe rufen. Dieser kann zum Beispiel am Arm oder am Hals getragen werden. Angehörige oder Pfleger werden nach Knopfdruck sofort informiert und können dem Pflegebedürftigen helfen.
  • Gesundheitssensoren: Diese Sensoren messen Atem- und Herzfrequenz des Pflegebedürftigen und stellen Auffälligkeiten fest.

Alle installierten Sensoren sind mit einer Hauszentrale verbunden, welche das Herzstück des Assistenzsystems darstellt. Folglich übernimmt die Zentrale eine Schlüsselrolle – an diesem Ort werden alle Signale der Sensoren empfangen und an ein Rechenzentrum weitergeleitet. Verzeichnen die Sensoren eine potenzielle Gefahr oder sonstige Auffälligkeiten, informiert die Zentrale in Folge dessen Pfleger, Angehörige oder ein Notdienst.

4. Wie gestalten sich die Installation und die Bedienung von AAL-Systemen?

In welchem Umfang die eigene Wohnung mit Assistenzsystemen ausgestattet wird, hängt von der Lebenssituation sowie den individuellen Bedürfnissen und Notwendigkeiten des Bewohners ab. Oftmals gestaltet sich die Installation von AAL-Systemen als Baukastenprinzip. Das heißt: Sie können jederzeit erweitert, ausgebaut oder an neue Bedingungen angepasst werden.

AAL-Systeme werden meist unkompliziert und unauffällig in das Wohnumfeld des Nutzers integriert. Dies erfolgt gegebenenfalls im Zuge von kleineren Baumaßnahmen, die in der Regel jedoch problemlos und zügig vollzogen werden können. Hierfür sind der Anbieter bzw. Installateur des Systems verantwortlich: Dieser übernimmt zudem die Einweisung in die Bedienung der verschiedenen Systeme. In der Regel ist die Bedienung leicht verständlich und gestaltet sich meist intuitiv.

5. Mit welchen Kosten ist die Installation von Assistenzsystemen verbunden?

Viele Teil-Assistenzsysteme kosten nur einige hundert Euro. Für ganzheitliche AAL-Systeme ist es möglich, eine Anzahlung von wenigen hundert Euro zu realisieren und das System anschließend als monatliches Abonnement zu nutzen. Eine Finanzierung durch die Pflegekasse gestaltet sich schwierig: Zwar bezuschussen Pflegekassen Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen" mit bis zu 4.000 Euro – bislang ist die Installation von AAL-Systemen in diesem Kontext allerdings von geringer Bedeutung.

6. Welche rechtlichen Regelungen im Hinblick auf den Datenschutz sind bei dem Erwerb von Assistenzsystemen zu berücksichtigen?

Grundsätzlich sollten sich Benutzer von Assistenzsystemen bewusst sein, dass AAL-Systeme permanent Daten sammeln, verarbeiten und speichern. Dies ist für den Zweck dieser technischen Alltagshilfe sogar erforderlich und demnach nicht verboten. Dennoch gibt es rechtliche Regelungen, die in diesem Kontext berücksichtigt werden sollten. Auf die folgenden Punkte sollten Benutzer von Assistenzsystemen deshalb bereits beim Kauf achten:

  1. Bei der Verwendung von AAL-Systemen dürfen nur Daten erhoben werden, die faktisch für die Erbringung der entsprechenden Leistung erforderlich sind.
  2. Diese Daten dürfen nur so lange gespeichert werden, wie sie für die Leistungserbringung von Nutzen sind. Daten. Solche Daten, die über die Erbringung der Leistung hinausgehen, dürfen nicht erhoben werden – auch dann nicht, wenn das Einverständnis des Nutzers vorliegt.
  3. Nutzer eines AAL Dienstes sollten weitestgehend über ihre eigenen Daten kontrollieren können. Nur in Ausnahmefällen dürfen Dritte Zugang zu den persönlichen Daten erhalten.
  4. Eine technische Sicherung der Daten ist Voraussetzung, um eine sichere Datenkommunikation gewährleisten zu können.
  5. Personenbezogene Daten, wie der Name, die Adresse und IP-Adresse, das Geburtsdatum sowie der Gesundheitszustand müssen unbedingt geschützt werden.

Wer sich für die Installation eines Assistenzsystems interessiert, sollte mit dem jeweiligen Anbieter vertraglich festhalten, wer für die Erhebung der Daten und wer Ansprechpartner im Falle einer Notsituation ist. Außerdem gilt es sicherzugehen, dass es jederzeit möglich ist, das AAL-System abzuschalten und die erhobenen Daten vollständig zu löschen. 

 


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Quelle: Redaktion seniorenportal.de

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