Moderne Hörgeräte: Neuer Klang in den Ohren

Mit dem Alter verändern sich unsere Sinne. Dabei scheint insbesondere die Reduzierung des Hörvermögens eine unvermeidbare Konsequenz des Älterwerdens zu sein. Um trotzdem aktiv an der Kommunikation mit Freunden und Bekannten teilzunehmen, können diskrete Hörersysteme das Funktionsdefizit des Hörorgans ausgleichen und zu einer neugewonnenen Lebensqualität beitragen.

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1. Hörgeräte: Kleine Systeme – große Leistung

2. Wie funktionieren Hörgeräte?

3. Unterschiedliche Hörsysteme und -modelle: ein Überblick

3.1. Im-Ohr-Geräte (IdO-Geräte)

3.2. Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO-Geräte)

4. Sind Hörhilfen auch für Sport- und Freizeitaktivitäten geeignet?

5. Fazit: Schwerhörigkeit ist kein Grund für soziale Isolation!


Fühlen, Hören, Sehen, Riechen, Schmecken – von all unseren fünf Sinnen ist der Gehörsinn besonders aktiv. Durch das Zusammenspiel beider Ohren nehmen wir rund um die Uhr Geräusche wahr und können sie den jeweiligen Quellen zuordnen. In ausnahmslos jeder Alltagssituation hilft uns unser Hörorgan dabei, uns zurechtzufinden, mit Freunden und Kollegen zu kommunizieren sowie auf Gefahrensituation aufmerksam zu werden und diesen zu entgehen. Unser Hörvermögen ist das Tor zur sozialen Umwelt – es verbindet uns mit unseren Mitmenschen. Der Tonfall einer Stimme verrät uns Emotionen wie Freude, Trauer und Wut. Wer nicht mehr richtig hören kann, ist in vielen Alltagssituation stark benachteiligt: Dies zeigt sich bereits bei bislang selbstverständlichen Dingen wie dem Überqueren einer Straße. Nicht grundlos warnen Expertem in diesem Kontext vor einer sozialen Isolation und dem damit verbundenen Risiko einer Entwicklung von Depressionen.

1. Hörgeräte: Kleine Systeme – große Leistung

In wenigen Fällen nimmt die Hörfähigkeit – wie beispielsweise bei einem Hörsturz – abrupt ab. Häufiger verschlechtert sich der Hörsinn konstant über einen längeren Zeitraum hinweg. Es kann sogar vorkommen, dass Betroffene dieses Problem selbst gar nicht bemerken. Erst wenn ihr soziales Umfeld sie darauf aufmerksam macht, wird ihnen bewusst, dass ihr Hörsinn merklich nachgelassen hat. Diese Feststellung wird allerdings häufig begleitet von einer negativen Empfindung: Groß, klobig, auffällig und noch dazu unpraktisch in der Handhabung – viele Menschen assoziieren diese Eigenschaften mit der Verwendung eines Hörgeräts.

Oftmals sind sie schließlich überrascht, wenn sie bemerken: Aus den oft schwer bedienbaren analogen Geräten sind High-Tech-Hilfen mit modernem Design geworden. Volldigitale Hörsysteme unterstützen Betroffene bei der Wiederherstellung ihres Hörvermögens. Und obwohl es vielen Menschen schwerfällt, die Schwerhörigkeit anzunehmen und in Folge dessen ein Hörgerät zu tragen, stellen sie bald fest: Die modernen Hörgeräte überzeugen mit ihrer Leistungsfähigkeit, während zugleich ihr smartes und unauffälliges Design auf visueller Ebene begeistert.

Heutige Hörgeräte funktionieren wie kleine Computer, kaum größer als eine Kaffeebohne, die mit einer intuitiven Bedienbarkeit sowie einer hohen Leistung überzeugen. Sie erfassen die aktuelle Hörsituation des Trägers, analysieren diese und passen sich anschließend automatisch an das akustische Umfeld an, indem sie wichtige Signale verstärken und unerwünschte Geräusche reduzieren. Zeitgleich zu diesem technischen Fortschritt wurden die Hörsysteme immer kleiner und unauffälliger, leisten heute also in zweierlei Hinsicht einen entscheidenden Beitrag zu mehr Lebensqualität bei zunehmender Schwerhörigkeit.

Bei der Verwendung von Hörsystemen unterscheidet man zwischen „Hinter-dem-Ohr-Modellen“ (HdO) und „Im-Ohr-Geräten“ (IdO). Diese Auswahl bietet dem Benutzer unterschiedliche Lösungsansätze, um das jeweilige System exakt auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen anzupassen.

2. Wie funktionieren Hörgeräte?

Hörgeräte können zwar die Ursachen einer Schwerhörigkeit nicht beheben, dafür sind sie in der Lage, die Symptome zu behandeln. Es gibt verschiedene Hörgeräte, die den individuellen Bedürfnissen ihrer Träger gerecht werden.

So unterschiedlich in der Optik, in ihrer Bauform, im Umfang ihrer Funktionen sowie im Tragekomfort, so identisch gestaltet sich ihr Ziel: Mit Hilfe eines Hörgeräts können Betroffene das Defizit oder den Schaden ihres Gehörsinns ausgleichen, um auf diese Weise eine Verbesserung ihrer auditiven Wahrnehmung sowie eine Wiederherstellung ihres Sprachverständnisses zu erleben. Obwohl sich die Hörgeräte in vielerlei Hinsicht unterscheiden, sind der Aufbau und die grundlegende Funktion jedes Hörgerätes ähnlich.

Grundsätzlich bestehen Hörgeräte aus einem Mikrofon, einem Verstärker sowie einem Lautsprecher. Sie werden mithilfe von Batterien oder Akkus mit Energie versorgt. Das Mikrofon nimmt den Schall der Umgebung auf, die mit Hilfe eines Mikrochips in elektrische Impulse umgewandelt und an einen Verstärker geschickt werden. Abhängig von der Art des Hörverlusts sind Hörgeräteakustiker sogar in der Lage, den Mikrochip dabei so individuell zu programmieren, um genau diejenigen Töne, die der Träger nicht mehr so gut hört, zu verstärken. Zugleich ist das Gerät so intelligent, dass es Stör- oder Sprachgeräusche identifizieren und in Folge dessen herausfiltern oder verstärken kann. Die verstärkten Töne erreichen schließlich den Lautsprecher. Je nach Bauform des Hörgeräts gelangen die Töne in den Gehörgang des Betroffenen und können dort vom Gehirn verarbeitet werden.

Moderne Hörgeräte können folglich als winziger, überaus leistungsfähiger Computer verstanden werden, die dank neuster Technologien auf die individuellen Bedürfnisse der Benutzer abgestimmt werden können. Mittlerweile gibt es sogar automatische Hörprogramme, automatische Lautstärke-Anpassung und sogar die Möglichkeit, eine Fernbedienung zu benutzen, um die Funktion des Hörgeräts selbstständig und situationsbedingt anpassen zu können.

Es geht hierbei also nicht nur darum, die Umgebungsgeräusche zu verstärken – denn häufig nehmen Schwerhörige Umgebungsgeräusche und Gesagtes sehr undeutlich wahr. Einige Geräusche klingen schriller oder brummender, werden häufig als unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden. In diesen Fällen würde es nicht ausreichen, die Lautstärke zu erhöhen. Je nach Umgebung, Geräuschpegel und Aktivität sorgen Hörgeräte durch die Verstärkung oder Filterung von jeweiligen Geräuschen deshalb für den optimalen Klang.

3. Unterschiedliche Hörsysteme und -modelle: ein Überblick

Zunächst lassen sich analoge und digitale Hörsysteme unterscheiden. Dieser Unterschied bezieht sich auf die Signalverarbeitung. Während analoge Hörgeräte Signale aus der Umgebung aufnehmen und durch den Lautsprecher zwar verstärkt, aber ungefiltert, wiedergeben, punkten digitale Hörgeräte mit der Verstärkung und Filterung bestimmter Geräusche. Auf diese Weise erfahren die Nutzer der digitalen Systeme ein wesentlich besseres Hörerlebnis. Neuere Hörgeräte sind in der Regel digital.

Daneben differenziert man zwei verschiedene Arten von Hörgeräten, die je nach Aufbau direkt im Ohr oder hinter dem Ohr sitzen. Die jeweiligen Bautypen fokussieren sich auf verschiedene Funktionen, um den individuellen Anforderungen und Bedürfnissen des Trägers gerecht werden können.

Bei einem Im-Ohr-Gerät (IdO) befinden sich alle drei Komponenten im Innenohr. Beim klassischen Hinter-dem-Ohr-Gerät (HdO) sitzen alle Bauteile wiederum hinter dem Ohr. Mittels eines dünnen Schallschlauchs wird der Schall dann bis zum Ohrstück des Geräts transportiert. Daneben sitzen das Mikrofon und der Verstärker des sogenannten RIC-Geräts (Receiver-in-Channel) hinter dem Ohr, während sich der Lautsprecher in der Otoplastik befindet. Dadurch lässt sich das RIC-Gerät etwas kleiner gestalten als das HdO-Gerät. Welches Gerät zur jeweiligen Form der Schwerhörigkeit passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die der Hörgeräteakustiker feststellt.

3.1. Im-Ohr-Geräte (IdO-Geräte)

Hörgeräte, die im Ohr getragen werden, ermöglichen die Platzierung der gesamten Hörhilfen-Technik in der Ohrmuschel bzw. innerhalb des Gehörgangs. Alle Bauteile befinden sich dabei in einer kleinen Schale, die wie ein Stöpsel ins Ohr geschoben werden. Somit gelten sie als kosmetisch unauffälligste Variante eines Hörgerätes. Die Bündelung der Technik lässt das Gerät auf diese Weise besonders klein und dezent aussehen. Aber auch bei Im-Ohr-Hörgeräten bestehen Größenunterschiede: Wird bei der gängigsten Bauform die gesamte Ohrmuschel ausgefüllt, sodass es am äußeren Ohr noch sichtbar ist, gibt es noch kleinere Modelle, die komplett in den Gehörgang passen.

Folglich unterscheidet man zwischen:

  • Ohrmuschel-Geräten (Concha-Geräte), die in der Ohrmuschel (= Concha) sitzen
  • Gehörgangs-Geräte, die tiefer im Gehörgang sitzen Modelle, die komplett im Ohr verschwinden:
  • CIC-Geräte (Completely-in-the-Canal)

Häufig lässt sich die Lautstärkeregelung und Programmwahl über eine Fernbedienung realisieren. Darüber hinaus können viele Modelle kabellos mit elektronischen Geräten dem Smartphone oder dem Fernseher verbunden werden.

Das Tragen eines Im-Ohr-Geräts erfordert eine Belüftung des Geräts, um einen Druckausgleich zu erzeugen. Hierzu muss ein Loch in das Gerät gebohrt werden. Kann die Belüftung nicht ausreichend realisiert werden, kommt es manchmal zu unangenehmen Rückkopplungseffekten, wie beispielsweise ein störendes Pfeifen.

Diese Art des Hörgeräts kann allerdings nicht von jedem Nutzer getragen werden. Je stärker die Schwerhörigkeit, desto schwerer fällt es dem Im-Ohr-Gerät, den Hörverlust auszugleichen.

Auch individuelle Faktoren spielen hierbei eine Rolle: Ist beispielsweise der Durchmesser des Gehörgangs zu klein, ist es nicht möglich, das Im-Ohr-Hörgerät problemlos einzuführen. Darüber hinaus kann das Tragen dieses Hörgeräts bei denjenigen Personen nachteilig sein, die viel Schweiß und Ohrenschmalz produzieren.

3.2. Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO-Geräte)

Weil Im-Ohr-Hörgeräte wegen ihrer Kompaktheit und Komplexität meist kostspieliger sind und zugleich nicht von jeder Person problemlos getragen werden können, entscheiden sich viele Patienten letztlich für die Hinter-dem-Ohr-Variante.

Diese Hörgeräte werden hinter dem Ohr, leicht oberhalb der Ohrmuschel getragen und sind optisch vergleichbar mit einem Brillenbügel. Sämtliche Bauteile sowie der Lautsprecher befinden sich in einem Gehäuse. Mithilfe eines Winkelstücks und einem Schallschlauch wird der Schall zu einem Ohrpassstück geleitet. Dieses befindet sich im äußeren Gehörgang und überträgt die aufgenommenen Schallwellen an das Trommelfell. Als Alternative zum Schallschlauch hat sich ebenfalls das Ex-Hörer-Modell bewährt. Diese sehr kleinen HdO-Modelle sind mit externen Hörern ausgestattet: Der Lautsprecher befindet sich im Gehörgang und nicht im Gerät selbst. Von dort gelangt der Schall direkt ans Trommelfell.

Durch die offene Bauform der HdO-Geräte ist eine natürliche Belüftung möglich. Auf diese Weise können Verschlusseffekte ausgeschlossen werden. Ein weiterer Vorteil: Weil Mikrofon und Hörer deutlich weiter voneinander entfernt sind als bei Im-Ohr-Geräten, erscheint das Risiko für Rückkopplungseffekte geringer.

Obwohl diese außerhalb des Ohres getragen werden, sind sie mittlerweile so dezent gestaltet, dass sie von Dritten oftmals gar nicht wahrgenommen werden. Daneben haben besonders farbenfrohe Personen die Möglichkeit, zwischen einer großen Auswahl an Farben zu wählen.

4. Sind Hörhilfen auch für Sport- und Freizeitaktivitäten geeignet?

Gerade bei Sport- und Freizeitaktivitäten kann sich eine Schwerhörigkeit negativ bemerkbar machen: Wer gerne telefoniert, Filme schaut oder Musik hört, könnte ein Gerät mit Bluetooth-Funktion oder einer anderen Funktechnologie in Betracht ziehen. Eine kabellose Verbindung zwischen Ausgabe- und Hörgerät ermöglicht es, den Ton direkt am Ohr wiederzugeben. Hörhilfen, die über eine fortgeschrittene Audio-Technologie verfügen, eignen sich zum Beispiel für Personen, die großen Wert auf eine besonders gute Klangqualität legen.

Auch für sportlich aktive Menschen, die unter einer Schwerhörigkeit leiden, gibt es Lösungen. Grundsätzlich sollten Ausdauersportarten wie Walken, Wandern, Fahrradfahren oder Yoga keinen negativen Einfluss auf ein herkömmliches Hörgerät haben. Während es früher problematisch werden konnte, wenn das Gerät mit Wasser und Schweiß in Verbindung kam, gibt es heute Modelle, die Flüssigkeiten abweisen. Somit stellt selbst das Schwimmen mit Hörgerät kein Problem dar.

Es ist empfehlenswert, den Akustiker schon bei der Auswahl des Hörgeräts auf bestimmte Sport- und Freizeitaktivitäten hinzuweisen, um von Anfang an das passende Gerät zu finden. Letztlich kann es sinnvoll sein, das Hörgerät – wenn möglich – in verschiedenen Alltagssituationen auszuprobieren.

5. Fazit: Schwerhörigkeit ist kein Grund für soziale Isolation!

Wellenrauschen, Vogelzwitschern und die fröhlichen Stimmen spielender Kinder: Diese alltäglichen Geräusche verbinden wir mit wertvollen Erinnerungen und Glücksgefühlen. Wenn die Hörfähigkeit im Alter nachlässt, muss das nicht bedeuten, all diese Klänge nicht mehr wahrnehmen zu können. Mit modernen Hörgeräten erhalten Sie sich auch weiterhin die Freude an den alltäglichen Geräuschen des Lebens.

 


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Quelle: Redaktion seniorenportal.de

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