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Sirona .

hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
Ziel.jpg
Bild gemeinfrei

Christian Morgenstern

Wer vom Ziel nicht weiß,
kann den Weg nicht haben,
wird im selben Kreis
all sein Leben traben;
kommt am Ende hin,
wo er hergerückt,
hat der Menge Sinn
nur noch mehr zerstückt.

Wer vom Ziel nichts kennt,
kann’s doch heut erfahren,
wenn es ihn nur brennt
nach dem Göttlich-Wahren;
wenn in Eitelkeit nicht ganz versunken
und vom Wein der Zeit
nicht bis oben trunken.

Denn zu fragen ist
nach den stillen Dingen,
und zu wagen ist,
will man Licht erringen:
Wer nicht suchen kann,
wie nur je ein Freier,
bleibt im Trugesbann
siebenfacher Schleier.


 
hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
kroatien-makarska-strand.jpg

Der Wanderer 
G. Ph. Schmidt von Lübeck

Ich komme vom Gebirge her.
Es dampft das Tal, es braust das Meer.
Ich wandle still, bin wenig froh.
Und immer fragt der Seufzer: wo?

Die Sonne dünkt mich hier so kalt,
die Blüte welk, das Leben alt.
Und was sie reden, leerer Schall.
Ich bin ein Fremdling überall.

Wo bist du, mein geliebtes Land?
Gesucht, geahnt und nie gekannt!
Das Land, das Land, so hoffnungsgrün,
das Land, wo meine Rosen blühn.

Wo meine Freunde wandeln gehn,
wo meine Toten auferstehn,
das Land, das meine Sprache spricht.
O Land, wo bist Du?

Ich wandle still, bin wenig froh.
Und immer fragt der Seufzer: wo?
Im Geisterhauch tönt’s mir zurück:
„Dort, wo Du nicht bist, dort ist das Glück!“

Vertont von Franz Schubert

 
hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
Weg zum Hauptsee.jpg

Beschränkung
Eduard Bauernfeld

Beschränkung
Eduard Bauernfeld

Kannst du das Schönste nicht erringen,
so mag das Gute dir gelingen.
Ist nicht der große Garten dein,
wird doch ein Blümchen für dich sein. 

Nach Großem drängt's dich in der Seele?
Daß sie im Kleinen nur nicht fehle!
Tu heute recht, so ziemt es dir,
der Tag kommt, der dich lohnt dafür.

So geht es Tag für Tag, doch eben
aus Tagen, Freund, besteht das Leben.
Gar viele sind, die das vergessen,
man muß es nicht nach Jahren messen.




 
hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
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Himmelfahrt
Ernst Moritz Arndt (1769-1860)

Wie prangt im Frühlingskleide
die grüne, bunte Welt!
Und hat in Welt und Heide
Musik und Lust bestellt:
Wie klingt und spielt der Scherz
in Büschen rings und Bäumen
von Edens Blumenträumen
den Klang in jedes Herz!

Hinaus denn, meine Seele!
In voller Lust hinaus!
Verkünde, ruf, erzähle
und kling und sing es aus!
Du bist von Lerchenart,
nach oben will dein Leben:
Lass fliegen, klingen und schweben
die süße Himmelfahrt.

Auf! Lüfte deine Schwingen
zum frohen Heimatort!
Dein Trachten, Sehnen, Ringen,
dein Weg, dein Lauf ist dort –
O flieg aus diesem Glanz
der bunten Erdenlenze
ins Land der ew’gen Kränze!
Dort ist dein Ziel, dein Kranz.

 
hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet

Sollte Löns doch Flieder gemeint haben?

Auf dieser Seite fand ich folgendes:
https://gesundpedia.de/Flieder

Wogegen hilft Flieder?
Rheuma
Fieber
Verdauungsbeschwerden
Ischias
Schluckauf
Gicht
Schmerzen 

Sind das nicht die Krankheiten, die Löns in seinem Gedicht erwähnte? 😃
 

hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet

Liebe Ingeborg,

herzlichen Dank für Deine Erklärung und sinnvolle Ergänzung zum Löns-Gedicht. 
Hier stellt sich allerdings die Frage warum Löns den Begriff "Flieder" und nicht "Syringen" gewählt hat. Kannte er den Unterschied nicht?

Storm hatte öfter Syringen in seinen Dichtungen erwähnt, ich wußte gar nicht dass diese zur Art des Flieders gehört und konnte mir darunter nichts Konkretes vorstellen, dachte dass es so eine Art Gartengewächs oder Kraut ist. 😁

Liebe Grüße
Helga

hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
Fliedertee.JPG


Der Wundermann 
Hermann Löns

In Völksen wohnt ein Wundermann,
der jede Krankheit heilen kann:
Zahnweh und Friesel und den Mumps,
die Schwindsucht und den Fuß des Klumps.

Er hat nicht Medizin studiert,
hat nicht zum Doktor promoviert,
mit einer Tasse Fliedertee
kuriert er jedes Ach und Weh.

Kolik und Infaulentia,
die Wassersucht, das Podagra,
für Gallenstein, für Hüfteweh,
für alles hilft der Fliedertee.

Das heißt, dem Wundermann hilft er,
bisher war seine Börse leer,
jetzt ist stets voll sein Portemonnaie,
so sehr hilft dieser Fliedertee.

Für kalten Brand und dickes Blut
ist Fliedertee vorzüglich gut,
für Krätze, Krebs und auch für Gicht,
bloß gegen Dummheit hilft er nicht.



 

Solange Menschen nicht begreifen, und hier insbesondere die Regierenden, dass Kriege immer zu Zerstörung, Leid und Elend führen, wird sich nichts ändern. Die lange Menschheitsgeschichte, angefüllt von Kriegen und Auseinandersetzungen, hat es bewiesen dass der Mensch in dieser Hinsicht nicht lernfähig ist. 
Es ist die Gier nach Macht gepaart mit Egoismus und der Unfähigkeit Empathie zu entwickeln.

LG Sirona


 

hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
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Der Lebenswagen
Alexander Puschkin

Hat oft geladen schwere Säcke,
doch rollt der Wagen wie geschmiert;
macht keine Pausen auf der Strecke,
wird flott von grauer Zeit kutschiert.

Wir steigen morgens in den Wagen;
wir kennen weder Maß noch Ruh,
riskieren gerne Hals und Kragen,
und rufen: Schneller, lahme Kuh!

Am Mittag aber wird es enger;
schon recht gefährlich diese Bahn:
Durch tiefe Graben, steile Hänge;
wir rufen: Vorsicht, Blödian!

Rollt weiter unbeirrt  der Wagen;
am Abend sind wir schon entspannt,
wir werden in die Nacht getragen -
die Zeit treibt rasend das Gespann.



 
hat auf das Thema RE: Schöne Lyrik im Forum Literatur geantwortet
Liebeskummer-Broken-Heart-750x450.jpg

Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
doch blieben meine Arme leer;
der Stimme Zauber, der du sonst
nie widerstandest, galt nicht mehr.

Was jetzt dein Leben füllen wird,
wohin du gehst, wohin du irrst,
ich weiß es nicht; ich weiß allein,
daß du mir nie mehr lächeln wirst.

Doch kommt erst jene stille Zeit,
wo uns das Leben läßt allein,
dann wird, wie in der Jugend einst,
nur meine Liebe bei dir sein.

Dann wird, was jetzt geschehen mag,
wie Schatten dir vorüber geh’n,
und nur die Zeit, die nun dahin,
die uns gehörte, wird besteh’n.

Und wenn dein letztes Kissen einst
beglänzt ein Abendsonnenstrahl,
es ist die Sonne jenes Tags,
da ich dich küßte zum ersten Mal.

Theodor Storm gewidmet Doris Jensen


 

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