Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Kirchenorganisation und KIndermissbrauch

Religionen-Weltanschauungen Kirchenorganisation und KIndermissbrauch

ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ttrula
als Antwort auf val vom 25.02.2019, 19:21:34

Mal ganz abgesehen davon, dass Triebabfuhr auch ohne Ausnutzung Minderjähriger, Abhängiger und/oder Schwächerer möglich ist.

geschrieben von ttrula



Das ist richtig - aber es ist einfacher.

Missbrauch gibt auch bei den Prostestanten - sicher - aber die Fälle kamen, soviel ich weiss - relativ schnell zur Verhandlung.

Gruss Val
geschrieben von val
in den beiden Fällen, von denen ich schrieb, lief es so:

die Übergriffigkeiten des Pastors wurden von den Familien schamvoll verschwiegen (soweit sich die Mädchen überhaupt zuhause anvertrauten, was wenig passierte, wie es ja oft so ist bei Kindsmissbrauch). Ein Vater hat den Pastor einmal heftig verprügelt. Auch dies blieb innerhalb des Ortes nur ein Tuschelthema. Der Pastor verstarb im Alter von Mitte 50 Anfang der 80er Jahre. Erst danach brachten ein paar mittlerweile erwachsene Frauen, die noch im Ort lebten und miteinander dazu ins Gespräch kamen, den Missbrauch ans Licht. Teils zur Empörung alter Frauen, die den Pastor gemocht hatten. Eine der empörten alten Frauen war meine Oma. Eine der betroffenen Frauen war meine Mutter, die aber schon lange nicht mehr im Dorf lebte und ihrer Mutter NIE davon erzählt hat. Meine Oma wäre überzeugt gewesen, dass meine Mutter den Pastor verführt hat (in der Konfirmandenzeit!).

Ein Fernsehbericht über Missbrauchsvorfälle durch Betreuer/Pfleger/Erzieher innerhalb von der Diakonie geführter Heime wurde damals von im Programmbeirat einflussreichen Kirchenvertretern verhindert. 

Ich bin sicher, dass es eine riesige Dunkelziffer gibt. In der katholischen Kirche natürlich auch. 
 
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf werner777 vom 25.02.2019, 18:08:23

Jetzt wage ich mal die vielleicht ketzerische Frage, ob ihr die christliche Religion teilt, da ihr ja in Deutschland im System der christlichen "Werte" lebt?

Dies ist von den Organsationsformen unabhängig.


Ich hab eher das Gefühl, in der Schule werden die meisten Kinder von den Eltern in die Gepflogenheiten eingebettet, Kommunion oder Firmung mit den Klassenkameraden, Hochzeit mit üblichem Ausflug in eine schöne Kirche, Taufe der Kinder etc.
Später merken die Kinder, dass sie deshalb all die üblichen Prozeduren mitmachen sollten/durften/mussten, weil das halt so üblich ist.

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.02.2019, 06:33:23

Auch so kann man es interpretieren.
Ich persönlich vermute eher, dass das gestörte Verhältnis zur Sexualität im Allgemeinen und dann die Ächtung und das Verbot der Homosexualität (bis 1974 in DE auch unter Erwachsene eine Straftat) im Besonderen dazu führte, dass sich besonders viele Homosexuelle in der Kath. Kirche beruflich eine Heimat suchten. Vielleicht ursprünglich in jungen Jahren eher Flucht  und Schutzsuche. Der Sexualtrieb ist jedoch ein sehr starker Trieb, der lässt sich nicht einfach so weg beten.

Als Nächstes kommt nun dazu, dass die Opfer als große Gruppe endlich Gehör finden.
Der Einzelne hat da weitaus weniger Chancen sich Gehör zu verschaffen, erst Recht in der Öffentlichkeit. So bleibt das große gesellschaftliche Problem Kindermisbrauch zum größten Teil immer noch unerkannt oder/und tabu.
Dass der Papst jedoch nicht als Anwalt der Kinder gesehen und akzeptiert wird, werden kann, leuchtet ein. 
Siehe dazu Margits Beitrag: "Kindesmissbrauch sei in allen Kulturen und Gesellschaften ein geschichtlich weitverbreitetes Phänomen. Alle hätten in der Vergangenheit davon gewusst, aber keiner darüber gesprochen. Er erwähnt weiterhin heidnische Rituale von Menschen- und Kinderopfern. Auch die hohe Dunkelziffer wird benannt, besonders die des im familiären Bereich begangenen sexuellen Missbrauchs. Das ist alles richtig, lenkt aber vom eigentlichen Thema ab."

Ich hatte dieser Tage ein sehr langes Gespräch mit einem 55 Jährigen.
Es war eigentlich ein rein geschäftlicher Termin (Versicherung).
Eine Smalltalk-Bemerkung von mir, führte dazu, dass sich beim Gegenüber "Schleusen" öffeneten. Er erzählte von seiner Jugendzeit. Alle Paar Jahren hatte die Mutter einen neuen Partner, sie war Alkoholikerin, ihre "Freunde" ebenfalls. Diese Typen misshandelten und missbrauchten die Kinder. Erst im Alter von 15 Jahren schaffte der Junge es zum Jugendamt zu gehen und Anzeige zu erstatten. Dies, weil seine junge Schwester missbraucht wurde. Er kam in ein Heim. Seine Schwester lebt in einer Irrenanstalt. Seine Halbbrüder sind Säufer ... was mag sich in deren Familien abspielen?


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Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 26.02.2019, 08:51:57

...."Ich persönlich vermute eher, dass das gestörte Verhältnis zur Sexualität im Allgemeinen und dann die Ächtung und das Verbot der Homosexualität (bis 1974 in DE auch unter Erwachsene eine Straftat) im Besonderen dazu führte, dass sich besonders viele Homosexuelle in der Kath. Kirche beruflich eine Heimat suchten. Vielleicht ursprünglich in jungen Jahren eher Flucht  und Schutzsuche. Der Sexualtrieb ist jedoch ein sehr starker Trieb, der lässt sich nicht einfach so weg beten. Als Nächstes kommt nun dazu, dass die Opfer als große Gruppeendlich Gehör finden. Der Einzelne hat da weitaus weniger Chancen sich Gehör zu verschaffen, erst Recht in der Öffentlichkeit. So bleibt das große gesellschaftliche Problem Kindermisbrauch zum größten Teil immer noch unerkannt oder/und tabu....."
(Mareike)

Da gehe ich doch konform! 


Ich habe nur sehr großes Mißtrauen zu Veröffentlichungen in katholischen Zeitungen, von kath.Organen bzw. von kath.Obrigkeiten,die Kindesmißbrauch in Verbindung zu Homosexualität bringen.(oft natürlich mit Hinweisen auf "Forschungs"arbeiten)

Quasi soll damit Homosexualität in den Geruch von Abnormalität und des Verbrechens gebracht werden.

Das ist ja immer noch das Bestreben der kath. Lehre.

Wie groß ist der Einfluß  bösartiger narzisstischer Persönlichkeitsstrukturen?


 

ingo
ingo
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ingo
als Antwort auf JuergenS vom 25.02.2019, 09:00:50

Ich habe nur kurz bei Will reingeschaut; gerade als Prantel geredet hat. Der Mann hat von Aufklärung gesprochen, in Wahrheit aber ein "Tribunal" gefordert. Sowas wird und darf es nicht geben, weil es die katholische Kirche zerstören würde. Das will selbst ich als Evangele nicht.
So sehr, wie Papst Franziskus, hat kein Papst vor ihm an den Dogmen der Kirche gearbeitet. Dafür bin ich dankbar; aber mir ist auch klar, wie zahlreich und mächtig seine Gegner sind. Schon deshalb ich finde es unredlich, seine Leistungen herabzuwürdigen und (derzeit) Unmögliches von ihm zu erwarten/verlangen, obwohl klar ist, dass er nicht die Abschaffung des Zöllibats, den Einsatz von Frauen als Priester und die uneingeschränkte Anerkennung von Homosexualität per Dekret verfügen kann. Das bedarf vieler, vieler kleiner Schritte, die Stück für Stück von vielen Nachfolgern gemacht werden können und werden. Franziskus hat deutliche Anfänge gemacht und dafür gesorgt, dass bei seinen Nachfolgern nichts mehr so sein kann, wie es früher einmal war. Wer das nicht (an)erkennt oder (an)erkennen will, hat Franziskus nicht begriffen.

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.02.2019, 09:41:17

Dein Mißtrauen ist nachvollziehbar.
Die Ausgangsdaten - 80% der Missbrauchopfer in Kath. Institutionen sind männlich - zeigen doch in diese Richtung.
Welche Persönlichkeitsstrukturen vorherrschend sind bei Kath. "Würde-Trägern" wage ich nicht zu beurteilen.
Ich bin im kath. Milieu aufgewachsen. Kindergarten, Schule, bis hin Pädagogischer Hochschule - immer kath. geprägt. Anschließend war ich an einer kath. Grundschule beschäftigt.
Mit Missbrauch wurde ich nicht konfrontiert, wohl traf ich auf verkorkste Persönlichkeiten und vorallem das Thema Sexualität war tabu. Auch an der päd. Hochschule. 
Aber 90 % der Nonnen und Paters waren ok.

Ich erlebte Diskussionen im Rahmen der Erneuerungen in der Kath. Kirche (Konzil 1965).
Da wurde mir einiges klar ...

Interessanterweise erlebte ich das kath. Milieu in DE dann in der Folge als mittelalterlich.


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Karl
Karl
Administrator

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von Karl
als Antwort auf ingo vom 26.02.2019, 10:16:57
ingo*
"Wer das nicht (an)erkennt oder (an)erkennen will, hat Franziskus nicht begriffen."
Mein Eindruck ist, kaum jemand außer ttrula und Margit hat das Geschwafel von Franziskus um den heißen Brei herum auch wirklich gelesen.

Karl
val
val
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von val
als Antwort auf JuergenS vom 26.02.2019, 08:40:14
Jetzt wage ich mal die vielleicht ketzerische Frage, ob ihr die christliche Religion teilt, da ihr ja in Deutschland im System der christlichen "Werte" lebt?

Dies ist von den Organsationsformen unabhängig


Hallo, Heigl,
Solange es um Liebe, Nachsicht, Entgegenkommen, Verständnis geht, versuche ich das.

Die christliche Religion hat darauf aber - m.M.n. -  keinesfalls die Exklusivität.  Gruss Val

 
RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf val vom 26.02.2019, 10:32:34

Der Glaube der Menschen ist rein, aber in der Masse wird er durch die Machtgelüste besudelt.
Und dabei ist es egal ob es um Kindesmißbrauch, Segnung von Waffen, Unterdrückung von Frauen u.dl. geht. Und das megaschlimme ist - alle Religionen sind da gleichermaßen dran beteidgt.

Die Menschen suchen Ausgeglichenheit, Frieden und Orientierung - was sie aber finden ist Verrat. Denn jene die Gehorsam und Pflichterfüllung predigen haben nur die breite Unterdrückung der Gläubigen im Sinn.

ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ttrula
als Antwort auf val vom 26.02.2019, 10:32:34
Jetzt wage ich mal die vielleicht ketzerische Frage, ob ihr die christliche Religion teilt, da ihr ja in Deutschland im System der christlichen "Werte" lebt?

Dies ist von den Organsationsformen unabhängig


Hallo, Heigl,
Solange es um Liebe, Nachsicht, Entgegenkommen, Verständnis geht, versuche ich das.

Die christliche Religion hat darauf aber - m.M.n. -  keinesfalls die Exklusivität.  Gruss Val

 
geschrieben von val
ich hänge zur Beantwortung von heigls Frage an val an

Ich unterstütze ebenfalls die Werte der Kardinaltugenden, und versuche, danach zu leben. 
Dafür brauche ich keine Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche. Aber ich erkenne an, dass die Kardinaltugenden aus christlichem Gedankengut entstanden und als Werte weitergegeben wurden.

Da die christliche Religion Frauen nur eingeschränkten Raum der Bedeutung und Entfaltung zuweist und außerdem das Gottesbild nicht meinem Glauben entspricht, gehöre ich keiner christlichreligiösen Gemeinschaft an.
 

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